Am Lilienberg Rezital bewährte sie sich in fünf repräsentativen Stücken als überzeugende Musikerin, die gleichermassen über umfassendes Können, Phantasie, Sensibilität und Temperament verfügt. Sie entlockte ihrer Marimba die unterschiedlichsten Klänge und untermalte so die Geschichte des Instrumentes auf eindrückliche Weise.
Jacqueline Ott liess im Lilienberg Zentrum die vier Schlägel mal wie eine Katze schleichen,
mal in unglaublichem Tempo wirbeln, um dann zupackend ins Fortissimo zu wechseln.
Sie spielte zum Auftakt des Konzerts klangvoll das monumentale Prélude und drei weitere Sätze aus der Cello-Suite Nr. 6 von Johann Sebastian Bach. Sie gestaltete anschliessend im «Rhythm Song» von Paul Smadbeck einen schwebenden Klangteppich und versetzte die Zuhörer in ein fast meditatives Lauschen. Und sie sorgte dafür, dass die Tremoli in «Merlin für Marimba» von Andrew Thomas flimmerten.
.
Mit dem Körper spüren
Danach liess Jacqueline Ott die Marimba im «A little Prayer», einem Choral der
schottischen Schlagzeugerin Evelyn Glennie, in ihrer vollen Schönheit mit warmen
gewirbelten Akkorden erklingen, die tief in die Ohren und den Körper eindringen. Das
Publikum erlebte diese Musik auf ganz besondere Weise, nämlich so, wie auch die
taube Komponistin die Klänge wahrnimmt: mit dem Körper zu spüren.
Als Schlussstück für ihr Programm wählte Jacqueline Ott die «Four Movements» des
Amerikaners Michael Burritt, Charakterstücke, die von der starken Bewegung sowie dem
homogenen Klang leben.

Immer in Bewegung
Jacqueline Otts Spiel an ihrem grossen Instrument wurde im Lilienberg Zentrum oft auch
zum Tanz: Virtuos mit zwei Schlägeln in jeder Hand spielend war die Musikerin in steter
Bewegung. Und Jacqueline Ott zeigte, dass die Marimba zwar ein Schlaginstrument ist, also
das Rhythmische in den Vordergrund stellt, dass sie mit ihrem weichen Klang aber auch sehr
sinnlich zu singen vermag. Das Programm offenbarte dem Publikum ein Klangerlebnis, das
die facettenreiche Vielfalt der Marimba und die Virtuosität ihrer Interpretin voll und ganz
ausschöpfte. Die sichtlich beeindruckten Zuhörer bedankten sich dafür zu Recht mit
anhaltendem Applaus.